Residenz mit Weltgeschichte

Martin Luther, Lucas Cranach, Kaiser Karl V., Heinrich Schütz, Zar Peter I. und Napoleon – wie kaum ein anderer Ort verbindet Schloss Hartenfels bedeutende historische Persönlichkeiten und besondere Ereignisse auf engstem Raum.

Das politische Zentrum der Reformation

Martin Luther

Das Leben und Wirken von Martin Luther sowie der erfolgreiche Verlauf der Reformation sind aufs Engste mit Torgau und Schloss Hartenfels verbunden. Mehr als 60 Mal weilte Martin Luther in Torgau und prägte als Berater des Kurfürsten das Image von Torgau als politisches Zentrum der Reformation.

Für das Jahr 1540 ist in Luthers Aufzeichnungen ein Zitat bekannt, das von einer tiefen Verbundenheit des Reformators zu Torgau zeugt. Am 12. August schreibt er „Ich bin der Stadt (Wittenberg) müde und will nicht widerkommen." Nach einem Gespräch des Reformators mit Matthäus Ratzeberger in Torgau wird er schließlich nach Wittenberg zurückkehren.

Am 5. Oktober 1544 predigte der Reformator auf Schloss Hartenfels anlässlich der Einweihung der neuen Schlosskapelle. Es sollte das erste und einzige Mal bleiben, dass Luther einen Kirchenneubau in Dienst nahm, der eigens für den evangelischen Gottesdienst errichtet worden war.

Diese Amtshandlung sollte einer der letzten Besuche Luthers auf Schloss Hartenfels sein. Er war zuvor bereits häufiger auf Geheiß des Kurfürsten von Wittenberg nach Torgau gerufen worden – allein 4 Mal im Jahr 1532 an das Sterbebett und schließlich zur Testamentseröffnung von Kurfürst Johann dem Beständigen.

 

Portrait Martin Luther

Lucas Cranach d.Ä.: Martin Luther (1483-1546). Original: Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Das Hochzeitsschloss

Zar Peter der Große

Schloss Hartenfels war vom 16. Bis zum frühen 18. Jahrhundert aufgrund seiner Größe und Ausstattung eines der beliebtesten Hochzeitsschlösser der sächsischen Kurfürsten. Zwischen 1500 und 1711 wurden 10 kursäschsische Ehen hier geschlossen. Die Feste dauerten meist mehrere Tage und zählten mitunter mehrere hundert hochadelige Gäste und tausende Pferde, die mit Kost und Logis versorgt werden mussten.

Zuletzt wohnte 1711 der russische Zar Peter der Große der Vermählung seines Sohnes Alexej mit Charlotte Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel bei. Die Braut war am Hofe der sächsischen Kurfürstin Eberhardine, der Gemahlin Augusts des Starken, erzogen worden. Der Zar selbst logierte während seines Aufenthaltes in der ehemaligen Kurfürstlichen Kanzlei, dem heutigen Stadtmuseum.

Portrait Zar Peter I.

Zar Peter I., Emailmedaillon, 1712, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Grünes Gewölbe

Festung und Kaserne

Napoleon

Am Ende des Siebenjährigen Krieges ereignete sich vor den Toren der Stadt auf den Süptitzer Höhen eine der blutigsten Schlachten des 18. Jahrhunderts. Schon Jahre zuvor wurde das Torgauer Schloss als kursächsische Residenz zugunsten moderner Anlagen im Stile des Barock vernachlässigt und schließlich zur Unterbringung gesellschaftlicher Randgruppen genutzt.

Strategische Bedeutung erlangten Schloss und Stadt erneut im Zuge der Napoleonischen Kriege als Sächsisch-Napoleonisch Festung. Im Jahre 1811 veranlasste der sächsische König Friedrich August I. nach Aufforderung durch Napoleon Bonaparte den Bau der Festung Torgau. Im Zuge dessen wurde Schloss Hartenfels zu einer Defensionskaserne umgebaut. Der erhoffte Erfolg blieb leider aus und so kapitulierten die französischen Truppen unter dem Druck der mehrwöchigen Belagerung durch die preußische Armee im Dezember 1813.

Nach dem Wiener Kongress wurde Torgau ab 1815 preußisch. Die strategische Lage bedingte nun den Ausbau des Torgauer Schlosses als Teil der preußischen Grenzfestung gegen Sachsen. Vor allem die Kriege, Plünderungen und Umbauten des 18. und 19. Jahrhunderts führten zum Verlust der einstigen Innenausstattung und erheblicher Veränderung der baulichen Substanz und prägten die Erscheinung des Torgauer Schlosses bis heute entscheidend.

2. Weltkrieg

Begegnung 1945

Am 25. April 1945  nahmen nahe Torgau die amerikanischen Soldaten über die gesprengte Elbbrücke den Kontakt zu den sowjetischen Truppen auf. Zuvor hisste ein amerikanischer Unterleutnant aus einem Fenster des Flaschenturmes im Torgauer Schloss eine provisorisch beschaffte amerikanische Fahne, um die friedliche Begegnung der Alliierten einzuleiten.

Das am nächsten Tag nachgestellte Foto ihres Handschlags ging um die Welt und wurde zum Symbol für das Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Foto des historischen Zusammentreffens ist weltweit in vielen Geschichtsbüchern präsent. An dieses Zusammentreffen erinnert in Torgau in jedem Jahr eine inhaltlich und kulturell breitgefächerte Gedenkveranstaltung, der „ELBE DAY".

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