DER GROSSE WENDELSTEIN
Der Große Wendelstein
Johann Friedrich I. begann im Jahr 1533 mit umfangreichen Baumaßnahmen am heutigen Flügel C. In diese Zeit fällt die Errichtung des Großen Wendelsteins, der zu den Hauptwerken der deutschen Renaissancearchitektur zählt.
Motivisch greift die Fassade von Flügel C mit dem vorgelagerten Großen Wendelstein die Symmetrie und das Monumentale der französischen Renaissanceschlösser und das 50 Jahre ältere Vorbild an der Meißner Albrechtsburg auf.
Es entsteht allerdings eine eigenständige, einzigartige Lösung. Der Torgauer Wendelstein ist eine freitragende Spirale ohne tragende Mittelsäule, deren geschossübergreifende Erscheinung neuen statischen Prinzipien unterliegt. Damit ist der der Wendelstein in Torgau revolutionär, er übertrifft auch die französischen Vorbilder und entspringt als einzigartiges Meisterwerk der Schule Arnolds von Westphalen.
Der Treppenturm ist nunmehr nicht nur funktionales Bauteil, sondern Teil der herrschaftlichen Repräsentation.
Die wichtigsten Details
Kurze Bauzeit
Großbaustelle Wendelstein
Der Große Wendelstein wurde in nur 3 Jahren errichtet. Möglich wurde dies durch den Einsatz von bis zu 32 Steinmetzen und Bildhauern, die teilweise bis aus Dresden angeworben wurden. Vor Ort bearbeiteten diese die Sandsteinblöcke, die über die Elbe vom Elbsandsteingebirge nach Torgau transportiert wurden. Zur Verbesserung der Statik ließ Konrad Krebs knapp über dem obersten Gewölbe zwei eiserne Zugbänder einbauen. Nach der Errichtung des Wendelstein 1536 erfolgten ergänzende Arbeiten, wie die Ausmalung der Spiegelstube durch die Werkstatt Cranach.
Restaurierung
Instandhaltungsmaßnahmen in den letzten 200 Jahren
Nachdem das Schloss über die Jahrhunderte Regen, Wind und Sonne standgehalten hatte, wurde es Schloss bereits 1817 in einem Zustandsbericht als "höchst baufällig" beschrieben. Bei dem kurz darauf folgenden Umbau des Schlosses in eine Kaserne wurde der Wendelstein - die einzige Treppe in Flügel C - auf die tägliche Nutzung von 470 Soldaten ausgerichtet: Die großen Öffnungen zwischen den Pfeilern wurden mit einfachen Fenstern geschlossen, die ausgetretenen Treppenstufen mit einer Holzdielung versehen und der gesamte Bau mit einer Ölfarbe gestrichen.
1904 wurden die Stufen und Treppenpodeste zur Stabilisierung mit einer 8 cm hohen Auflage aus Beton versehen, die den Wendelstein in den nächsten 100 Jahren stützte. Erst in den Jahren 2000 bis 2003 erfolgte eine grundlegende Sanierung der Stufenanlage und damit die statische Sicherung des Großen Wendelstein. Nachdem dieser über 30 Jahre aus statischen Gründen nicht mehr betreten werden durfte, war er nun wieder für die Öffentlichkeit begehbar.